6:30 Uhr im Badezimmer. Spiegelschrank auf. Beim Griff nach der Waschlotion landet das Rouge im Waschbecken. Schublade auf: Wo sind die Wattepads? Verdammt, die Schnur der Packung hängt fest im Kabel des Föhns. Ach egal, Wasser tut´s auch. 6:31: Schublade klemmt, Rouge bröselt, Laune im Keller.
Zeit für eine radikale Frühjahrsinventur im Badezimmer. Wir haben mit Beautyexpertin Astrid Rudolph gesprochen. Über eine „Badezimmer-Schrankdiät“, Haltbarkeitsdaten und „Super Foods“. Und sind zu dem Ergebnis gekommen: Weniger ist mehr. Auch im Bad.
Astrid Rudolph: Make-Up Artistin, Kosmetikerin, Stylistin – und mit ihrer Marke L.O.V. Cosmetics bei QVC
Bye bye Badezimmerchaos!
Wir lieben die Badezimmer-Schrankdiät. Warum? Sie hat nichts mit Kalorien zu tun und lässt sich an einem Tag erledigen. Ergebnis: sofort sichtbar. In Schrank und Schubladen bleiben nur die „Super Foods“: die Dinge, die unserer Haut, unseren Lachfältchen und unserer Löwenmähne guttun. Die noch haltbar sind. Gut riechen. Uns nicht schaden. Alles andere kommt weg!
Zum Sortieren hat sich die Drei-Kisten-Methode bewährt. In eine Kiste packst du deine „Super Foods“. In die zweite Kiste alles, was ranzig riecht oder abgelaufen ist. Denn nicht nur bei Sonnencremes können Inhaltsstoffe nach Ablauf der Haltbarkeit schädlich für die Haut sein. Da heißt es dann leider: strikt entsorgen. In die dritte Kiste kommen Produkte, die du nicht verwendest, die aber noch gut sind. Damit kannst du vielleicht Freund*innen oder Nachbar*innen eine Freude machen.
Neues Leben für Kosmetika
Der Lipgloss klebt, die Mascara bröselt, der Nagellack ist zäh wie Zopfteig? Kein Wunder, wenn wir monatelang nur Nude getragen haben. Ende, aus, vorbei? Nicht unbedingt: Ein heißes Wasserbad kann Wunder wirken… Das neue Make-up ist zu dunkel? Profis arbeiten immer mit mehreren Tönen! Misch einfach auf dem Handrücken oder im Puderdeckel einen helleren Ton dazu! Auch das zerbröselte Rouge lässt sich retten: Einfach mit einem Spatel zermalmen und wie loses Puder verwenden. Und wenn gar nichts mehr geht, gibt es viele tolle Upcycling-Möglichkeiten, wie zum Beispiel das Marmorieren von Blumentöpfen mit Nagellack.
Pflegen, was uns lieb und teuer ist
Hochwertige Beauty-Tools sind mit der richtigen Pflege jahrelange Begleiter. Damit Pinsel und Beauty-Blender nicht für Pickel sorgen, solltest du sie alle zwei bis drei Wochen reinigen. Am besten mit Seife und heißem Wasser. Auch auf die richtige Lagerung kommt es an: Viele Kosmetikprodukte mögen es kühl, dunkel und trocken. Sprich, das Badezimmer ist nicht der ideale Ort. Astrid Rudolph schwört auf den guten alten Beautykoffer wie man ihn aus den Filmen der 60er Jahre kennt: „Da kommt alles rein, zumachen, fertig. Dann hast du es nicht im Bad rumstehen, du hast es griffbereit, wenn du irgendwo hin musst und du hast es dunkel verschlossen.“ Den Beautykoffer lagerst du dann am besten in einem kühlen Raum, zum Beispiel im Schlafzimmer.
Fertig sortiert: Der Tag danach
6:30 Uhr im Badezimmer. Spiegelschrank auf, ein zielstrebiger Griff und du hast, was du brauchst. Ohne Hindernisse. Nichts klemmt, nichts bröckelt. Weder Schublade noch Lippenstift noch Laune. Glückwunsch! Das Ausmisten hat sich gelohnt. Jetzt kommt es darauf an, den Jojo-Effekt zu vermeiden. Wie? Indem wir uns einige Minuten mit Stift und Papier hinsetzen und uns selbst ein paar Fragen beantworten. Davon ist Astrid Rudolph überzeugt: „Für mich bedeutet Nachhaltigkeit auch in der Kosmetik: weniger ist mehr. Und: Sinnvolles zu haben. Daher solltest du wirklich mal aufschreiben: Wie sieht dein tägliches Leben aus? Was benutzt du?“
Zum Beispiel Lippenstifte: Wenn du nur alle paar Wochen zum Ausgehen einen Lippenstift verwendest, reichen drei Farben vollkommen aus. Auch Lippenstifte haben eine begrenzte Haltbarkeit. Schade drum, wenn sie, kaum benutzt, entsorgt werden müssen. Also lieber in hochwertige Basics investieren, als lauter Dinge zu kaufen, die zwar schön bunt und vielversprechend aussehen, die wir aber nicht wirklich nutzen. „Wenn du nicht der Typ für auffälligen Nagellack bist, dann brauchst du keine 20 Nagellacke. Das macht sie übrigens auch nicht länger haltbar.“
Natürlich haben wir Astrid Rudolph gefragt, was in jeden Badezimmerschrank gehört. Hier sind ihre Must-Haves: